App-Checkliste vom Aktionsbündnis Patientensicherheit

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Das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS), die Plattform Patientensicherheit Österreich und die Stiftung Patientensicherheit Schweiz haben kürzlich eine Checkliste für die Nutzung von Gesundheits-Apps veröffentlicht.

Ausgehend von der Erkenntnis, dass es – aufgrund der Vielzahl und des schnellen Wachstums an Apps im Gesundheitsbereich – nicht möglich ist, eine zentrale Prüfung und Bewertung vorzunehmen, will man mit der Checkliste zumindest den Bürgern in den deutschsprachigen Ländern etwas an die Hand geben, damit diese für sich selbst eine Einschätzung vornehmen können.

Überblick

Wer von einer kurzen, übersichtlichen Liste ausgeht, der wird von den 12 Seiten beim Ausdruck der Checkliste überrascht sein. Das liegt allerdings weniger an der Anzahl der Fragen als viel mehr an den ausführlichen Erläuterungen zu den einzelnen Punkten. Dennoch, meine ich, sollte zumindest ergänzend eine zusammenfassende Seite mit den Fragen der Checkliste ohne Erläuterungen zur Verfügung gestellt werden. Ansonsten wird schon die Unhandlichkeit und der Papierumfang viele Menschen von der Verwendung abhalten.

Generell werden bei der veröffentlichen Checkliste im wesentlichen Punkte abgefragt, die der Nutzer bei der Verwendung von Apps jeglicher (nicht nur medizinischer) Art eigentlich immer prüfen sollte. Da geht es zum Beispiel um möglichst viele positive Bewertungen von verschiedenen Personen, laufende Updates (die aktuelle Version nicht älter als 6 Monate), die Abfrage nur der wirklich zur Verwendung der App notwendigen Daten oder die Finanzierung der App (zum Beispiel über Werbung oder Datenweitergabe).

Einige Punkte sind dabei erst durch die Benutzung der App – und nicht schon im Vorfeld – zu klären, zum Beispiel, ob die App häufig abstürzt.

Medizinische Aspekte

Lediglich zwei Aspekte beziehen sich explizit auf Gesundheit und Medizin. Eine generelle und sehr wichtige Aussage für medizinische Apps, die dabei von den Initiativen getroffen wird: Apps sollen keine (abschließenden) Diagnosen treffen. Alleine der Hinweis, dass das Ziel Therapieunterstützung und nicht eine Diagnose, die einem Arzt überlassen werden sollte, sein soll, finde ich wichtig.

Ferner wird auf medizinische Siegel verwiesen. Aber hier wird aus meiner Sicht die Chance auf einen echten Mehrwert durch die Patientenverbünde verschenkt. An dieser Stelle bleibt man vage – es wird auf Institute, Organisationen und Unternehmen verwiesen, die potentiell Siegel zur Verfügung stellen. Anstatt als Vertretung von Patienten nun zumindest einige empfehlenswerte und vertrauenswürdige Siegel anzugeben, wird empfohlen, die Siegel und deren Vergabekriterien selber zu prüfen. Damit bleibt die Checkliste der PAV eine Meta-Checkliste anstatt dem Patienten etwas Konkretes an die Hand zu geben. Schade.

Mein Fazit

Eine wirkliche Alternative zum Vorgehen der drei Patientenverbünde gibt es aus meiner Sicht nicht. Im Markt gibt es bereits zu viele Apps und die Entwicklung ist zu dynamisch, als das zentral eine Liste von empfehlenswerten medizinischen Apps erstellt und aktuell gehalten werden kann.

Wenn man allerdings von einer allgemein „guten Hygiene“ bei der Nutzung von Apps ausgehen könnte, also alle App-Nutzer sich mit dem Datenschutz, einzugebenden Daten etc, beschäftigen würden, dann wäre eine solche Checkliste kaum notwendig. Hier brauchen wir eher dringend ein Umdenken in der Gesellschaft und der App-Nutzung allgemein.

Wesentliche darüberhinaus gehende Faktoren wie medizinische Siegel sind hilfreich. Wenn der Nutzer aber auch mit der Informationsbeschaffung und Bewertung der Siegel, deren Anzahl ja überschaubar sein sollte, alleine gelassen beziehungsweise beauftragt wird, dann wird aus meiner Sicht eine große Chance verschenkt.

Insofern bleiben bei mir Zweifel, wieviele Menschen die Checkliste erreicht und wieviele sie dann wirklich anwenden.

Was meinen Sie – hilfreich oder unwahrscheinlich, dass Sie die Checkliste verwenden? Posten Sie Ihre Meinung gerne unten in den Kommentaren.

Auf der Webseite des Aktionsbündnis Patientensicherheit kann die Checkliste heruntergeladen werden.

Über das Aktionsbündnis Patientensicherheit
Das Aktionsbündnis Patientensicherheit wurde 2005 als gemeinnütziger Verein gegründet. In ihm haben sich „Vertreter der Gesundheitsberufe, ihrer Verbände und der Patientenorganisationen … zusammengeschlossen, um eine gemeinsame Plattform zur Verbesserung der Patientensicherheit in Deutschland aufzubauen.“
Die als Grundregeln der Vereinarbeit formulierten Statements lauten dabei (1) „Glaubwürdigkeit durch Unabhängigkeit“, (2) „Bündelung von Fachkompetenzen“, (3) „Multidisziplinäre Vernetzung“ und (4) „Von der Praxis für die Praxis“.

Die Österreichische Plattform für Patientensicherheit (ANetPAS-Austrian Network for Patient Safety) wurde im November 2008 auf Initiative des Bundesministeriums für Gesundheit als nationales, unabhängiges Netzwerk, dem „die wesentlichen Einrichtungen und ExpertInnen des österreichischen Gesundheitswesen, die sich mit PatientInnen- und MitarbeiterInnen-Sicherheit beschäftigen“ angehören, gegründet.

Die Stiftung für Patientensicherheit in der Schweiz ist ein „nationales Kompetenzzentrum zur Entwicklung und Förderung der Patientensicherheit“. Über Netzwerke und Kooperationen mit Akteuren im Gesundheitswesen sollen Aktivitäten entwickelt und gefördert werden, in denen es um das Lernen aus Fehlern und das Fördern der Sicherheitskultur im Gesundheitswesen geht.

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