Bessere Medikamentenwirkung durch die „innere Uhr“?
Am Institut für Medizinische Immunologie der Charite in Berlin haben Mediziner einen Bluttest entwickelt, mit dem sie glauben, die innere Uhr des Patienten ermitteln können. Denn bekanntermaßen gibt es im wesentlichen zwei Typen von Menschen, die sogenannten Lerchen, die morgens fitter und aktiver sind, und die Eulen, die später fitter sind.
Was mir neu war, aber logisch erscheint: je nach Typ – oder in dieser Ausprägung: je nach innerer Uhr – können Medikamente anders wirken beziehungsweise besser wirken, wenn man innerere Faktoren und Eigenschaften eines Menschen kennt und deshalb auch die Einnahme-Zeiten darauf abstellt.
Die Ermittlung dieses Typs erfolgt über eine Blutprobe, bei der Zellen isoliert werden, bei denen die Aktivität von zwölf speziellen Zeitgenen bestimmt wird und ein Algorithmus daraus den Stand der inneren Uhr des Menschen errechnen soll. Spannend: auch wenn Menschen entgegen der inneren Uhr leben, also Nachtmenschen quasi gewohnt sind – entgegen ihrem eigentlichen Typus – früh aufzustehen und arbeiten, soll das Verfahren korrekt arbeiten und würde in unserem Beispiel den Nachtmenschen trotzdem als den korrekten Typ erkennen.
So jedenfalls ist das Vorgehen eines internationalen Teams unter der Leitung von Prof. Dr. Achim Kramer vom Institut für Medizinische Immunologie der Charité. Im nächsten Schritt soll eine klinische Studie die Wirksamkeit dieser personalisierten sogenannten Chronotherapie zeigen. Medikamente sollen besser wirken und weniger Nebenwirkungen auftreten.
Meine Meinung? Dies wäre ein weiterer Schritt in Richtung einer individualisierteren Medizin, die durch die Digitalisierung möglich und schnell den Markt verändern wird. Ich bin überzeugt, dass der Weg zu einer personalisierteren und somit auch besseren, weil wirksameren, Medizin führt.
Allerdings habe ich trotz meiner Faszination für die Geschwindigkeit und die Möglichkeiten der Digitalisierung meine Zweifel, wie schnell das alles passieren wird und wann wir diese Vorteile wirklich nutzen können.
Die Studie der Wissenschaftler ist jetzt in The Journal of Clinical Investigation (2018; doi: 10.1172/JCI120874).veröffentlicht worden. Artikel im Ärzteblatt dazu verfügbar unter „Bluttest ermöglicht das Ablesen der inneren Uhr„.
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