Der weite Weg zur guten ePA
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Grundsätzlich bin ich ja ein Verfechter der ePA, der elektronischen Patientenakte. Alleine schon die Einführung einer zentralen Ablage aller Befunde, Untersuchungsergebnisse und Aufnahmen (Röntgen, CT, etc.) ist für mich als Patient mit einer chronischen Krankheit ein Fortschritt und eine Hilfe (siehe auch mein Artikel „Was mir die ePA als Patient bringt“).
Aktueller Stand der elektronischen Patientenakten ePA
Ab Anfang nächsten Jahres sind die deutschen Krankenkassen verpflichtet, ihren Versicherten eine von der gematik zugelassene elektronische Patientenakten (ePA) anzubieten.
Technisch betrachtet gibt es bereits einige Anbieter am Markt, die Lösungen umgesetzt haben. Und diese Lösungen werden – teilweise als Vorab- oder Beta-Lösungen – von einigen Krankenkassen auch jetzt schon ihren Versicherten zur Nutzung angeboten. So gibt es zum Beispiel Vivy bei über 35 Krankenkassen (zum Beispiel auch Allianz, Barmenia, DAK und viele Betriebskrankenkassen), andere Krankenkassen wie die Barmer, Central oder die Techniker Krankenkasse nutzen die eGA, elektronische Gesundheitsakte, der IBM.
Andere Anbieter, wie beispielsweise vitabook, bieten ihre Aktenfunktionaliität direkt den Versicherten – unabhängig von einer Krankenversicherung – als Gesundheitsakte an.
Ein erster Mangel, der mir jüngst auffiel
Kürzlich wollte ich einen einfachen Test in verschiedenen ePAs durchführen: Ich benötigte für eine Urlaubsreise eine Auffrischung meiner Hepatitis-Impfung. Warum also nicht neben der aktuellen Impfung „auch schnell“ ein paar Impfungen aus der Vergangenheit von meinem Papier-Impfausweis in verschiedene ePAs übernehmen und dort eintragen.
Gesagt, getan. Das Ergebnis sah dann bei Vivy so aus:
Bild 1: Impfübersicht
Bild 2: Hepatitis-Impfung
Bild 3: Grippe-Impfung
Während man in Bild 1 die Übersicht über die wenigen Impfungen, die ich zu Testzwecken erfasste, sieht, werden in den Bilder 2 und 3 die Details von zweien dieser Impfungen dargestellt (Hepatitis und Influenza). Gut gefällt mir, dass ich neben dem Handelsnamen des Impfstoffes jeweils auch die Chargennummer erfassen kann.
Aber, und das ist ein großes ABER: die Erfassung des Arztes, der die Impfung vornahm, ist lediglich ein Textfeld ohne Prüfungen. D.h. obwohl beide Impfungen von demselben Arzt vorgenommen wurden, konnte ich verschiedene Eingaben in das Arztfeld machen („Klinikum rechts der Isar, Dialyse“ und „Dialysearzt, Klinikum rechts der Isar“), anhand derer nicht identifiziert werden kann, dass sie von demselben Arzt vorgenommen wurden.
Oder, in Verbindung mit einem anderen Anwendungsfall: wenn ich später in der Akte suchen wollte, was der Dialysearzt im Klinikum rechts der Isar, bei mir alles an Impfungen vorgenommen hat, kann ich dies aufgrund der unterschiedlichen Schreibweise nicht einfach ermitteln. Das ist genauso, wie wenn man sich bei der Eingabe des Arztnamens verschreiben und einmal Dr. Meier und einmal Dr. Meyer schreiben würde.
Auch in der durch meine Krankenkasse bereitgestellten ePA der IBM ist der Arzt nicht als eindeutige Person zu erfassen und dann den Impfungen zuzuordnen, wie man in Bild 4 sieht. Hier sind „Dialysearzt Klinikum rechts der Isar“ und „Prof. Heemann Dialyse“ eigentlich identisch, was aber, da es sich auch hier um Freitextfelder handelt, nicht automatisch erkannt werden kann.
Bild 4: IBM eGA BETA
Mein Fazit
Ich gehe nicht davon aus, dass mit der Einführung einer neuen App oder Funktion schon alles perfekt läuft. Ein paar Grundfunktionen sollten aber für eine sinnvolle Nutzung einerseits und für die Zukunftssicherheit andererseits vorhanden sein. So denke ich, dass es nicht zuviel verlangt ist, dass man ein erstes Datenmodell für eine ePA-Realisierung aufbaut, in dem Personen beziehungsweise Leistungserbringer wie Ärzte als eigene Entität erfasst werden und nicht nur als beliebig beschreibbares Textfeld, wie das momentan (noch?) bei Vivy oder IBM der Fall ist.
Von einer guten ePA würde ich erwarten, dass ich in meiner Akte Ärzte (und Apotheken, Kliniken etc.) in einem Adressbuch anlegen und diese dann mit den jeweiligen Befunden oder Impfungen verknüpfen kann. So kann ich als Patient bei späteren Suchen auch potenziell schneller alle Aktivitäten eines Arztes finden, als wenn ich – verschiedene Schreibweisen wie oben nicht ausgeschlossen – in einem beliebig beschreibbaren Textfeld nach einem Arzt suchen muss.
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