Die DiGA Vivira – Bewegungstherapie per App
Vivira – der Überblick
Vivira ist eine – bislang vorläufig – ins Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgenommene DiGA, d.h. Digitale Gesundheitsanwendung, also eine „App auf Rezept“. Vivira gehört in die Kategorie „Muskeln, Knochen und Gelenke“ und bei passender Diagnose – grob gesagt einer Arthrose von Rücken, Hüfte oder Knie sowie unbekannten Beschwerden in Rücken, Hüfte oder Knie – kann der Arzt die App Vivira deshalb seinen PatientInnen verschreiben und die (gesetzlichen) Krankenkassen übernehmen die Kosten.
Vivira realisiert eine Bewegungstherapie, die die Beschwerden reduzieren soll. Die Therapie besteht aus einem täglichen Übungsprogramm, einem wöchentlichen Fragebogen (zu Einschränkungen beziehungsweise Beschwerden im Alltag) und einem monatlich durchzuführenden Bewegungstest. Die Ergebnisse aller drei Therapiebestandteile fliessen dann wiederum in die Auswahl der nächsten durchzuführenden Übungen ein und realisieren so eine personalisierte Therapie.
… zum Start Fragen nach Beschwerden —
Vivira – das Übungsprogramm
Der Kern von Vivira ist das Übungsprogramm. Jeden Tag bekommt der Nutzer vier Übungen (aus einer Menge von momentan rund 120 Übungen) zur Durchführung ausgewählt, siehe Bild 1. Die Übungen sind gut erklärt, sowohl in Textform (mit Hinweisen, wenn die Übung nur mit Schmerzen zu absolvieren ist), als auch in einem Video mit Erklärungen auf der Tonspur, siehe Bild 2 (das Bild oben ist ein Standbild aus einem Erklärvideo zu der Übung).
Die Übungen sind einfach gehalten, das macht auch einen Teil des Spaßes aus, sie zu absolvieren. Ausser einer Bodenmatte, einem Stuhl oder einer Wand sind mir noch keine weiteren notwendigen Voraussetzungen begegnet.
Das Übungsprogramm, und das ist der große Vorteil von Vivira, führt den Nutzer langsam an die Belastungsgrenze heran und fragt deshalb nach der Durchführung jeder Übung, ob sie vollständig absolviert werden konnte und ob Schmerzen auftraten. Anhand dieses Feedbacks wählt der Vivira-Algorithmus dann im Hintergrund die für den Patienten individuell passenden Übungen für den nächsten Tag aus, Klasse!
Vivira – das Verlaufsprotokoll
Vivira kommuniziert quasi als Chatbot, also in Dialogform mit dem Nutzer. So sehen die Abfragen beispielsweise im Verlaufsprotokoll, siehe Bild 3, aus, als würde in der App jemand „sitzen“, der den Nutzer nach seinen Problemen und Beschwerden fragt. Diese Kommunikation gefällt mir gut und macht mehr Spaß, als wenn man nur einen nüchternen Fragebogen eingeblendet bekommen würde.
Im – mindestens wöchentlich auszufüllenden – Verlaufsprotokoll wird nach dem Schmerzzustand und Einschränkungen in den Bereichen der Lebensqualität, zu Hause, bei der Arbeit und in der Freizeit gefragt (zu bewerten jeweils in einer Skala von 0 bis 10). Ferner sind die sich quer durch das Programm ziehenden Fragen, ob man sich in einer Physiotherapie befindet und ob man Schmerzmittel nimmt, zu beantworten.
Bewegungstest
Der Bewegungstest ist einmal pro Monat zu absolvieren. Es sind in Summe 15 einfache Bewegungen, die der Nutzer ausführen und zu denen er Feedback geben soll (ob er die Übung machen konnte und/oder ob sie geschmerzt hat), siehe Bild 4. Für die Durchführung des Bewegungstests sind rund 20 Minuten zu planen. Als Ergebnis bekommt man vier verschiedene Werte auf einer Skala zwischen 0 und 100 zurückgeliefert: eine Gesamtwertung und jeweils Einzelwertungen zu den Dimensionen Beweglichkeit, Kraft und Koordination.
Vivira – der Fortschrittsbericht
Ein Fortschrittsbericht kann jederzeit vom Nutzer erstellt und als pdf ausgedruckt werden. So kann der Bericht beispielsweise in die Sprechstunde zur gemeinsamen Durchsprache mit der Arzt mitgebracht werden. Die App weist den Benutzer daraufhin, dass zur Bewertung des Fortschritts am besten direkt vor dem Ausdruck ein Verlaufsprotokoll auszufüllen und ein Bewegungstest zu machen sind.
Im Bericht fest eingestellt ist der Auswertungszeitraum: Für die Verlaufsprotokolle werden die letzten sieben Wochen und für den Bewegungstest die letzten sieben Monate in Grafiken angezeigt (sofern vorhanden, in den Bildern 6 und 7 sind weniger Daten zur Anzeige in der App vorhanden gewesen).
Der Fortschrittsbericht umfasst insgesamt vier DIN A4 Seiten und folgende Inhalte:
- Seite 1: Stammdaten des Nutzers und seine Beschwerden
- Seite 2: Die Auswertungen der Verlaufsprotokolle, siehe Bild 6
- Seite 3: Die Auswertungen der Bewegungstests, siehe Bild 7
- Seite 4: alle Einzelwerte
Vivira – meine Meinung
Ich finde die App gut und hilfreich. Die Übungen sind einfach und benötigen kaum Vorbereitung oder Aufwand (eine Gymnastikmatte oder mal einen Stuhl oder eine Wand). Sie sind aus meiner Sicht sehr gut erklärt und auch der Fragebogen des Verlaufsprotokolls und der Bewegungstest sind selbsterklärend.
Für digital weniger affine Menschen lässt Vivira nur manchmal ein wenig Führung vermissen – so gibt es keine Meldung, wenn die Übungen oft genug durchgeführt sind. Man kann die Durchführung „unendlich“ oft nacheinander ohne Warnung starten, da wären Hinweise wünschenswert.
Gut gefällt mir der Fortschrittsbericht, mit dem man die Wirkung der (regelmäßig durchgeführten) Übungen beobachten kann und mit seinem Arzt besprechen kann.
Verwendete Apps und Versionen
Folgende Versionen habe ich für diesen Bericht verwendet:
Vivira auf dem iPhone, Version 2.36.4
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