Um die Eltern kümmern trotz Entfernung

Wir leben in einer Gesellschaft, die altert – und die gleichzeitig immer mobiler wird und Grenzen verliert. Eine Entfernung, die früher oft mit dem Auto zurückgelegt wurde und eine Tagesreise war, gelingt es heute in einer oder zwei Stunden mit dem Flugzeug zu überwinden. Dieser kontinuierliche Wandel hat schon in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass die Generation der heute 40- und 50-jährigen Arbeitnehmer nur zu oft in einer anderen Stadt als ihrer Geburtsstadt wohnen, in der wiederum nach wie vor die Elterngeneration lebt. So ist es nicht selten der Fall, dass mit zunehmendem Alter der Eltern und einer gesundheitsbedingten Medikamenteneinnahme oder gar Pflegebedürftigkeit sich die jüngere Generation um ihre Eltern sorgt und gerne mehr Kenntnis über den aktuellen Zustand, insbesondere der Gesundheit, hätte. Das aber (tages-)aktuell zu halten ist durch die Entfernung nicht einfach.

Medikamente können nur helfen, wenn man sie entsprechend der Verordnung einnimmt

Compliance bei Medikamenten, also die Einhaltung der rechtzeitigen und vollständigen Einnahme von Medikamenten, ist über alle Generationen hinweg ein Thema, dürfte aber mit dem Alter zunehmend schwieriger werden und Probleme bereiten. Und das gilt alters-unabhängig übrigens auch, wenn der „jahrelange Gewöhnungseffekt“ eintritt und man die Medikamente „automatisch und unbewusst einnimmt“. Wie beim „Herd ausmachen“ oder „Haustür abschließen“ geht die Tätigkeit dann so ins Unterbewusstsein über, dass man hinterher oft nicht weiß, „habe ich jetzt oder habe ich nicht?“. Dabei können insbesondere die auf Cloudplattformen gespeicherten Daten helfen, Entfernungen zu überwinden und einen aktuellen Status zur regelmäßigen Medikamenteneinnahme geben, wie es die App Medisafe mit der Einrichtung eines sogenannten MedFreundes umsetzt, wovon dieser Artikel berichten soll.

Voraussetzung ist eine Nutzung der App Medisafe, über die ich ausführlich in Medisafe – Apps für die Medikamenten-Einnahme berichtete. In die App müssen die vom Patienten zu nehmenden Medikamente eingetragen sein – das kann zum Beispiel schon zusammen mit dem MedFreund passieren. Aus meiner Sicht macht das viel Sinn, da für die Einnahme der Medikamente ein konkreter Zeitpunkt eingegeben werden muss, der manchmal nur der App wegen so konkret eingegeben werden muss, aber in der Realität nicht ganz so hart ist. So habe ich für die Einnahme meiner täglichen Magnesium-Dosis beispielsweise 11 Uhr eingegeben, wenngleich die Regel lautet „irgendwann am Vormittag“. Idealerweise wird also bei der Eingabe der Medikamente in die App gleich besprochen, was „wie streng“ zu sehen und einzuhalten ist. Denn meine Immunsuppressiva andererseits müssen beispielsweise sehr genau zur richtigen Uhrzeit und im richtigen Abstand voneinander eingenommen werden.

Der Patient wird erinnert…

Sind die Medikamente in die App des Patienten eingegeben und dabei auch der Einnahmezeitpunkt definiert worden, dann startet „der Alltag“. Ab sofort wird zu jedem in der App definierten Zeitpunkt der Patient an die Einnahme seiner Medikamente informiert, siehe Bild rechts als Beispiel.

Dabei gilt bei der App Medisafe, dass eine erste Information unmittelbar zum Einnahme-Zeitpunkt erfolgt. In den Einstellungen der App kann dabei definiert werden, in welcher Form (zum Beispiel bei Verwendung von Apple-Geräten unter iOS: mit oder ohne Tonsignal, Anzeige im Sperrbildschirm) dies erfolgt.

Über die App kann der Patient nun die Einnahme der Medikamente bestätigen, siehe Bild unten mit dem grünen Haken. Sollte dies allerdings nicht erfolgen, so bekommt er nach 10 Minuten eine weitere Erinnerung in derselben Form wie zuvor. Nach weiteren zehn Minuten gibt es eine dritte und letzte Erinnerung.

Erinnerung Medikamenteneinnahme
Eingabe Medikamenteneinnahme

Sofern der Patient die Einnahme der Medikamente bis zu 29 Minuten nach der ersten Erinnerung nicht bestätigt hat, wird automatisch über die App ein zuvor in der App definierter Med-Freund benachrichtigt und erhält eine Anzeige auf seinem Handy. Wie in den unteren Bildern dargestellt, kann dieser dann zwischen verschiedenen Möglichkeiten der Kontaktaufnahme zum Patienten (je nach in seinem Handy hinterlegten Informationen) wählen, um sich rückversichern, dass alles in Ordnung ist und sicherstellen, dass die Medikamente eingenommen werden.

Auf der linken Seite sieht man, wie der Med-Freund auf dem Sperrbildschirm 30 Minuten nach dem definierten Einnahmezeitpunkt des Medikamentes und weiterhin nicht erfolgter Bestätigung der Einnahme durch den Patienten informiert wird.

Wird dann die App (zum Beispiel durch Wischen der links dargestellten Nachricht) geöffnet, so erscheint der rechts stehende Bildschirm, in dem man durch „Contact“ in den rechts aussen stehenden Bildschirm gelangt.

Hier kann dann ausgewählt werden, auf welchem Weg der Kontakt vom Med-Freund zum Patienten aufgebaut werden soll – im Beispiel sind SMS, ein Anruf oder eine Email möglich.

Mein Fazit: Die App an sich ist eine gute Möglichkeit sicherzustellen, dass Medikamente wie verschrieben eingenommen werden. Sie löst beim Patienten – mit dem Wissen, dass nach Einrichtung eines Med-Freundes dieser nach jeder geplanten, aber nicht bestätigten Einnahme von Medikamenten, informiert wird – unter Umständen einen gewissen Druck aus. Das ist im Sinne der gewissenhaften Einnahme und Behandlung sicher richtig. Andererseits muss aufgepasst werden, dass die App-Nutzung verlässlich erfolgt: einer bloßen Bestätigung „ich habe die Medikamente genommen“, weil man die Benachrichtigung des Med-Freundes vermeiden will, bei gleichzeitiger Nicht-Einnahme ist natürlich kein Riegel vorgeschoben.

Gut: In Ergänzung zur Medikamenteneinnahme wird bei konsequenter Nutzung der App durch den Patienten regelmäßig sichergestellt, dass es ihm grundsätzlich gut geht und er zumindest in der Lage ist, die App zu bedienen. Auch das kann – je nach Art der Erkrankung des Patienten – durchaus ein wichtiges, positives Signal sein.

Also zusammengefasst: Eine wirkliche Einnahme der Medikamente kann die App natürlich nicht sicherstellen, es liegt immer in der Entscheidung des Patienten, Medikamente nicht einzunehmen und gegebenenfalls etwas anderes zu kommunizieren. Aber sinnvoll genutzt hilft die Einrichtung eines Med-Freundes in der App Medisafe sowohl Rückmeldungen zur Comliance bei der Medikamenteneinnahme als auch grundsätzlich regelmäßig „ein Lebenszeichen“ vom Patienten zu bekommen.

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