In der Schweiz ist gerade der vier Jahre dauernde Aktionsplan „Mehr Organe für Transplantationen“ des Bundesamtes für Gesundheit gestartet (September 2016 bis April 2020). Dieser beinhaltet die Kampagne „Rede über Organspende“, in der die Schweizer aufgefordert werden, ihre Entscheidung zur Organspende zu treffen und nicht nur zu dokumentieren, sondern insbesondere auch darüber zu sprechen und Angehörige hierüber zu informieren (darüber berichtete ich unter dem Titel „Organspende-Ausweis – … in der Schweiz“„). Bei näherer Betrachtung der Kampagne fiel mir besonders auf, dass auch eine App in die Kommunikation mit aufgenommen wurde, die Medical ID App. Sie hat seit neuestem eine Organspende-Karte integriert und um die Einrichtung dieser App soll es in diesem Beitrag gehen.
Bei der erstmaligen Öffnung der App sieht man – neben den beiden potenziell einzugebenden Gesundheits-Karten im unteren Bereich (Organspende-Karte, EmergencyID) – oben die drei Felder, in denen die grundlegenden Informationen des Nutzers wie Vorname, Nachname und Geburtsdatum an einer Stelle zentral eingegeben werden. Die hier eingegebenen Daten werden dann jeweils zur späteren Anzeige in beide Karten übernommen.
Einmal vor, einmal nach der Eingabe mit meinen Daten geben die beiden Screenshots die Ansicht der App wieder.
Mit einem Klick auf eine der beiden Karten (Organspende-Karte, EmergencyID) öffnet man die Eingabefelder – betrachten wir hier zunächst die Eingabe der Daten für die EmergencyID.
Links sind die in die EmergencyID einzugebenden Informationen dargestellt:
- Allergien
- Medikamente
- Krankengeschichte
- Hausarzt
- Blutgruppe
- Kontakt inklusive Telefonnummer
Auf diese Daten haben die behandelnden Ärzte & Schwestern in der Notaufnahme der teilnehmenden Schweizer Spitäler später Zugriff und können notwendige Massnahmen und Behandlungen bei Bedarf indivudlell abstimmen.
In alle Felder kann der Nutzer Daten als Fließ- beziehungsweise Freitext eintragen. Er erfolgt keine Plausibilisierung, ob die Daten stimmig, Krankheiten oder Medikamente richtig geschrieben sind. Damit existiert zumindest eine potenzielle Fehlerquelle. Dies gilt auch für den Hausarzt und die Kontaktperson: in der aktuellen Version (Dezember 2016) können keine bereits auf dem Handy eingegebenen und gespeicherten Kontakte übernommen werden, sondern es müssen diese Daten redundant in der App selber eingegeben werden.
Wichtig für eine sinnvolle Nutzung der App in Notfällen ist die Aktivierung der Bluetooth-Funktion auf dem Handy, wie es auf der rechten Seite im Screenshot erklärt wird. Nur wenn die Daten in der App erfasst sind und das Handy Bluetooth aktiviert hat, sind die Daten der Medical ID App auch ohne Entsperrung des Handys (falls dies zum Beispiel wegen Bewusstlosigkeit nicht möglich ist) für Ärzte in der Notaufnahme einsehbar. Verlässt das Handy wieder den Bereich der Notaufnahme, so ist die App wieder „hinter dem Sperr-Code des Handys versteckt“ und die Informationen können nur mit Eingabe des Codes angesehen werden.
Und so sehen die in der EmergencyID gespeicherten Daten des Nutzers (beispielhaft) aus, siehe Bilder auf der linken Seite. Insbesondere bei der Eingabe der Medikamente als Freitext sieht man schnell, dass mit einem umfangreichen Medikationsplan und der notwendigen Angabe, wann welche Dosierung zu nehmen ist, schnell ein unübersichtlich langer Eintrag entstehen kann.
Gegebenenfalls ein wenig irritierend: sowohl die Reihenfolge als auch die Benennung der Felder zwischen der Eingabemaske und der Anzeige weichen voneinander ab. So wird aus dem „Kontakt“, wie er in der Eingabe heißt, die „Vertrauensperson“ bei der Ausgabe – beides ist aber inhaltlich disselbe Person.
In den unteren beiden Bildern ist zu sehen, welche Daten in der anderen Gesundheitskarte, der Organspende-Karte, eingegeben werden können. Gut zu sehen, ganz links: es gibt grundsätzlich drei Möglichkeiten die Organspende-Karte auszufüllen und seinen Willen entsprechend zu dokumentieren:
- Ich stehe für Organspenden ohne Einschränkung zur Verfügung („JA zur Entnahme jeglicher…“)
- Ich stehe nur für einige Organe als Spender zu Verfügung („JA zur Entnahme bestimmter…“)
- Ich stehe nicht für Organspenden zur Verfügung („NEIN …“), auch das kann in dieser App dokumentiert werden.
Bei der Auswahl des ersten (Organspender ohne Einschränkung) oder des letzten Punktes (kein Organspender) ist keine weitere Eingabe notwendig. Wenn der mittlere Punkt ausgewählt wird („JA zur Ennahme bestimmter“), so muss selbstverständlich in der App definiert werden, für welche Organe was gilt.
Sehr gut: alle potenziellen Organe werden dann als anklickbare Einträge unterhalb dieser Willenserklärung aufgeführt und der Nutzer kann sich genau überlegen, was er spenden und was er nicht spenden möchte.
Sehr schön: nach der erfolgten Eingabe erfolgt ein Hinweis auf die bewusste Kommunikation seines Willens an die Angehörigen oder eine andere Form der potenziellen Weitergabe dieser Entscheidung – siehe links.
Im rechten Bild dann sieht man die Darstellung der Organspende-Karte der Medical ID App nach Eingabe der entsprechend angezeigten Beispieldaten. Also in diesem Fall zur Veranschaulichung meine persönlichen Daten einerseits und eine beispielhafte Einschränkung des Organspendewillens auf die drei Organe Lunge, Leber und Niere andererseits.
Nach allen Eingaben sieht der Startbildschirm der App dann wie rechts dargestellt aus: oben sieht man die persönlichen Daten des Nutzers, darunter – durch die grünen Haken dargestellt – die beiden eingegebenen Gesundheitskarten, deren Informationen nun in der Notfallaufnahme der an dieser Aktion teilnehmenden 40 Schweizer Spitälern bei Bedarf abgerufen und angezeigt werden könnten.
Wichtig: Übrigens sieht man am Schattenriss neben den eingegebenen persönlichen Daten, dass auch ein Foto vom Nutzer hochgeladen werden kann. Dies ist aus meiner Sicht – auch wenn es hier für die Darstellung nicht erfolgte – sehr wichtig: hierüber kann nämlich dann ein behandelnder Arzt oder eine Schwester in der Notaufnahme auch visuell erkennen, welcher Person das Handy, von welchem er die Daten abliest, wirklich gehört und sichergehen, dass nicht durch Vertauschung von Handys aus Versehen die Daten einer anderen Person gelesen und in der Behandlung berücksichtigt werden.
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