In der Schweiz ist dieses Jahr eine Aktion zur bewussten Kommunikation der eigenen Organspendebereitschaft angelaufen. Dabei sind die Möglichkeiten der aktiv von Swisstransplant vorgeschlagenen Bekanntgabe der eigenen Entscheidung auf der Webseite „Leben ist teilen“ ebenso vielfältig wie auf der Höhe der Zeit: Mailinglisten, Whatsapp-Nachrichten, Gespräche und vieles mehr.
Als Dokumentation der eigenen Eintscheidung zur Organspende, auch das ist Teil der Kampagne, kann das online ausgefüllte Formuar zuhause ausgedruckt, der Organspendeausweis per Post bestellt oder in der App „Medical ID“ hinterlegt werden.
In Deutschland dagegen verkündete Anfang November eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums, dass „der Organspendeausweis oder eine Patientenverfügung die sicherste Variante… [zur Bekanntgabe der Organspendebereitschaft] sei“. Zwar sei es möglich auch in Apps wie zum Beispiel der Apple Health App Notfalldaten zu speichern – aber „definitiv ein rechtlich verbindliches Dokument sei der analoge Organspendeausweis“.
Zweifel scheint es hierzulande gegenüber der Angabe zur Organspendebereitschaft in Apps zu geben. Von der Nutzung moderner Technologien ist mit dem Hinweis „Durch sein praktisches kleines Format kann [der Organspendeausweis] einfach im Portemonnaie mitgeführt werden“ (laut Marianne Eisenhardt-Magin von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) nichts zu erkennen.
Wenn ich mich in meinem Umfeld umschaue, dann ist leicht vorstellbar, dass neben den zahlreichen Kreditkarten, Bonuskarten, Führerschein, Personalausweis und vielen anderen in Scheckkartenformat „einfach mitzuführenden Karten“ der Organspendeausweis einer der potenziell ersten wegzulassenden Ausweise sein wird. Ich selber nutze – bevor die Gefahr des „überquellenden Portemonnaies“ droht – mittlerweile zum Beispiel für meine Bonus-, Kunden- oder Mitgliedskarten (sofern ich welche habe) auch eine App. Für jede Möglichkeit Karten in physischer Form wegzulassen beziehungsweise zu „virtualisieren“ bin ich dankbar.
Wie können übrigens die ganzen Medikamente und Vorerkrankungen an Ärzte kommuniziert werden (ähnlich der Entscheidung pro oder contra Organspende), wenn der Patient bewusstlos ist? Soll auch hier ein jeder seinen Medikationsplan ausgedruckt im Portemonnaie bei sich tragen? Sind Verwandte schnell genug gefunden und informiert, wenn zum Beispiel regelmäßig Immunsuppressiva eingenommen werden müssen? Für mich selber habe ich dazu eine Lösung – auch mit verschiedenen Apps – gefunden, siehe den Beitrag „Einrichtung einer zentralen Ablage für den Medikationsplan“.
Ist es also zeitgemäß am Papierformat für den Organspendeausweis als einziges Medium festzuhalten – sicher ist es ein wichtiger Weg, aber auch hier sollten wir den Möglichkeiten des Fortschritts folgen und alternative Wege der Kommunikation des eigenen Willens zumindest erlauben.
Wenn schon nicht Ärzte in die entsprechenden Apps wie Apple Health schauen, so sollten im Zweifelsfall zumindest Familienangehörige die dort hinterlegte Entscheidung einsehen und berücksichtigen können. Aber auch dafür gilt: eine offene, direkte Kommunikation sollte im Vorfeld erfolgen – auch mit dem Hinweis auf die Niederlegung des eigenen Willen in einer App. Dies kann Verwandten helfen, im Zweifelsfall die richtige Entscheidung zu treffen.
Quelle für diesen Bericht ist der Artikel „Organspendeausweis auf Papier sicherste Variante“ in der Süddeutschen Zeitung. Einen für Deutschland gültigen Organspendeausweis können Sie online ausfüllen und ausdrucken unter „Organspende-Info.de“.
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