Was macht eigentlich die luca App?
Ich habe mir die luca App deshalb einmal genauer angeschaut und erkläre hier, wie sie funktioniert.
Motivation für die luca App
Die luca App wurde von der deutschen Firma neXenio entwickelt und wird sowohl für iOS als auch für Android angeboten.
Als Grundidee kann man sich die Digitalisierung der im letzten Jahr in den Restaurants ausgelegten Gästelisten, in die man sich als Gast zur potenziellen späteren Kontaktnachverfolgung eintragen musste, vorstellen. Tatsächlich seien diese Gästelisten, so Gründer Patrick Hennig im Interview vom The Pioneer TechBriefing, für die Gesundheitsämter, deren Aufgabe die Kontaktnachverfolgung ja ist, wenig hilfreich gewesen und so kaum verwendet worden. Das lag wohl im wesentlichen an dem Vorliegen der Listen auf Papier und der Notwendigkeit diese dann für eine elektronische Weiterverarbeitung erst noch per Hand erfassen zu müssen.
Herausgekommen aus den Überlegungen der Gründer ist die luca App, die den oben beschriebenen Prozess der Kontaktnachverfolgung digitalisieren und so vereinfachen beziehungsweise die Gesundheitsämter unterstützen soll.
Funktionsweise der luca App
Für den Nutzer resultiert die Digitalisierung zunächst in der Notwendigkeit seine Daten in der luca App zu erfassen.
So sind in drei Schritten die folgenden Informationen in der App zu hinterlegen:
- Auf der ersten Maske, siehe Bild 1, sind Vor- und Nachname vom Benutzer einzugeben.
- Als nächstes muss – zur späteren Erreichbarkeit im Falle des Kontaktes mit einem Infizierten – eine Telefonnummer, unter der das Gesundheitsamt den Nutzer erreichen kann, eingegeben werden. Zusätzlich kann der Nutzer (optional!) auch noch seine Mailadresse in die luca App eingeben.
- Auch die Eingabe der Adresse ist für die Nutzung der luca App notwendig, siehe Bild 3.
Check-in
Je nach Location kann nun (a) der Gastgeber einer Location (zum Beispiel eines Restaurants oder einer Veranstaltung) den QR-Code seiner Gäste von deren luca App scannen oder (b) die Nutzer der luca App scannen den QR-Code der Location als Check-in. Damit wird der heute übliche Eintrag in Gästelisten, die beispielsweise in Restaurants am Eingang oder an Tischen ausliegen, durch die luca App ersetzt. Die Check-in Daten werden doppelt verschlüsselt, auf deutschen Servern gespeichert und nach 30 Tagen wieder gelöscht.
Kontaktnachverfolgung
Eine positiv auf Corona getestete Person kann ihre Check-ins der letzten 14 Tage aus der luca App mit dem Gesundheitsamt teilen. Nach Kontaktaufnahme des Gesundheitsamts mit den entsprechenden Locations können diese die durch die Infektion relevanten parallelen Check-ins dem Gesundheitsamt freigeben. Erst dann kann das Gesundheitsamt, und nur dieses, die Daten entschlüsseln, die tatsächlichen Personen identifizieren und potenziell gefährdete andere Teilnehmer warnen.
Alternativ zur App gibt es auch Schlüsselanhänger mit einem QR-Code für die Nutzer zur Verwendung beim Check-in.
Kritikpunkt
Ich selber habe zwei wesentliche Kritikpunkte mitbekommen.
Da ist zum einen das Kopieren von Code aus anderen Anwendungen zur Erstellung der luca App und das wahrscheinlich unter der Änderung der ursprünglich zu verwendenden Nutzungsbedingungen beziehungsweise Lizenzen. Dazu kann ich selber nicht viel sagen. Das ist etwas, was alleine schon aus rechtlichen Gründen gerade gezogen werden muss, aber ich denke auch, dass dieser Punkt gelöst werden kann. Der Funktionalität tut diese Diskussion keinen Abbruch.
Schwerwiegender ist die Möglichkeit die App missbräuchlich zu verwenden. Das hat Jan Böhmermann auf Twitter bekanntgemacht: Er konnte sich von seinem Standort Berlin aus im Zoo Osnabrück einchecken und verbrachte dort, wenn man der App glauben würde, die halbe Nacht. Stattdessen war er die ganze Zeit natürlich an einem anderen Ort. Das ist ärgerlich und muss eigentlich verhindert werden. Andererseits, wenn man diese App (oder eine andere) missbrauchen möchte, dann wird man das wahrscheinlich nicht hundertprozentig ausschließen können. Da kommt es auch auf uns alle und eine gewissenhafte Nutzung an.
Weitere Kritik beziehungsweise Missbrauchsmöglichkeiten gibt es auch in einem Artikel von t3n, „Kritik an luca App: QR-Code lassen sich leicht auslesen und missbrauchen“
Mein Fazit
Die luca App wird bereits in einigen Bundesländer verwendet, unter anderem in Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Baden-Württemberg. Grundsätzlich würde ich mir wünschen, wenn man nicht – wie so oft für verschiedene Funktionen im gesundheitlichen Kontext – unterschiedliche Apps benutzen müsste. Eine Erweiterung der Corona-Warn-App, die ja auch schon ein internes Kontakttagebuch hat, um diese Funktionalität fände ich sinnvoll.
Aktuell gibt es aber auch Kritik zur Auswahl der App durch die Bundesländer, die kein – in der Regel notwendiges – Ausschreibungsverfahren für eine App für die Kontaktnachverfolgung durchgeführt haben. Mal schauen, wie das weitergeht und ob nicht in ein paar Wochen alles durch die bereits angekündigte Corona-Warn-App 2.0 abgelöst wird.
Aber zurück zur luca App. Ich finde die App gut, die notwendigen Funktionen sind so einfach und übersichtlich wie möglich umgesetzt. Die Gesundheitsämter dürften durch die elektronische Übermittlung von Daten und direkte Anbindung an das SORMAS System Prozesserleichterungen haben – und das alleine ist es schon wert, die luca App zu nutzen.
Verwendete Apps und Versionen
Folgende Version habe ich für diesen Bericht verwendet:
luca App auf dem iPhone in der Version 1.4.2
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